Faszinierender Blick in den Bodensee

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EU-gefördertes Projekt „Tiefenschärfe“ kartiert den Bodensee neu
Wie sieht es auf dem Grund des Bodensees genau aus? Auf den Spuren dieser Frage zieht seit April dieses Jahres das Forschungsschiff „Kormoran“ seine Bahnen auf dem drittgrößten See Mitteleuropas. Es gehört zum Institut für Seenforschung Langenargen (ISF) der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW), das den Bodensee im Auftrag der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) neu vermisst.

Am Bug führt das 75 Tonnen schwere Schiff ein hochmodernes Fächerecholot mit, das den Grund des Bodensees flächendeckend abtastet und damit erstmals ein hochauflösendes dreidimensionales Geländemodell ermöglicht. In Kombination mit dem lasergestützten Messverfahren LIDAR zur Vermessung der flacheren Wasserzonen aus der Luft, liefert das Fächerecholot eine einmalige Datenfülle, die im Rahmen des Forschungsprojektes „Tiefenschärfe – Hochauflösende Vermessung Bodensee“ erfasst und ausgewertet wird. An dem Projekt, das von der EU im Rahmen des Regionalprogramms Interreg IV gefördert wird, nehmen alle Anrainerstaaten des Bodensees teil.

Konkreter Nutzen für die gesamte Region
Ziel des Projektes ist es, Wissenschaft und Wasserwirtschaft präzise Grundlagendaten zur Verfügung zu stellen und damit einen wichtigen Beitrag für einen vorsorgenden Gewässerschutz zu leisten. Sie dienen etwa zur Beurteilung und Planung wasserbaulicher Maßnahmen wie Badestege, Versorgungsleitungen oder Einleitungen in das Gewässer. Auch für Archäologie, Natur- und Denkmalschutz sowie Schifffahrt und Touristik ist eine genaue Kenntnis des Gewässerbodens von hoher Bedeutung. Wenn beispielsweise aufgrund von niedrigen Wasserständen die Weiße Flotte nicht mehr überall anlegen kann und Ausbaggerungen geplant werden, kann das neue Datenmaterial elementare Informationen über die zugrundeliegende Sedimentdynamik liefern. Zusätzlich können Erkenntnisse auf dem Gebiet der Gefahrenabschätzung erlangt werden, etwa, was die Ausbreitung von Schadstoffen oder Treibholz angeht. Auch Privatleute werden die Basisdaten nutzen können.

Terabyteweise Daten
Die erste Probefahrt mit dem Fächerecholot neuester Generation unternahmen die Forscher Anfang April auf dem Obersee und starteten mit der ersten Messphase auf dem Überlinger See. Messungen auf dem Untersee und in flacherem Wasser in der Friedrichshafener und Bregenzer Bucht folgten. Anfang Juni konnten Techniker eine zweite Prozessoreinheit installieren, so dass das Schiff jetzt in tieferem Wasser mit höherer Geschwindigkeit fahren kann – selbstverständlich bei gleichbleibender Messqualität. Neben dem Fächerecholot verwenden die Forscher auch ein Sedimentecholot, einen sogenannten Subbottom-Profiler, vom Institut für Geographie an der Universität Jena, das zur Kontrolle der Daten des Fächerecholotes genutzt wird und darüber hinaus ein dichtes Netz an zusätzlichen Daten und Erkenntnissen liefert. Mithilfe weiterer Sonden können außerdem Informationen über das Algenaufkommen am Bodensee sowie zu speziellen Wasserparametern wie der Leitfähigkeit, Trübung und Temperaturentwicklung gewonnen werden. Nach erfolgreichem Abschluss der ersten Messphase voraussichtlich im Juli erfolgt die Bereinigung und Aufbereitung der riesigen Datenmenge. Vermutlich im Winter 2013/2014 starten die LIDAR-Messungen vom Flugzeug aus. Nachdem auch diese Daten aufbereitet und mit den Echolotdatensätzen zusammengeführt sind, werden voraussichtlich bis Mitte 2015 die neuen Geländemodelle errechnet und verfügbar gemacht werden.

Weitere Informationen: www.tiefenschaerfe-bodensee.info

Bodensee von oben Faszinierender Bodensee-Perspektive. Im Vordergrund der Überlinger See mit Überlingen und der Insel Mainau mit Blick zum Schweizer Ufer, im Hintergrund die Kette der Vorarlberger und Schweizer Alpen. Bildnachweis: Projekt Tiefenschärfe / Achim Mende

Bodensee von oben
Faszinierender Bodensee-Perspektive. Im Vordergrund der Überlinger See mit Überlingen und der Insel Mainau mit Blick zum Schweizer Ufer, im Hintergrund die Kette der Vorarlberger und Schweizer Alpen.
Bildnachweis: Projekt Tiefenschärfe / Achim Mende

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