Ein Blick auf eine uralte Beziehung: Tiere – Fremde und Freunde

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Tiere – Fremde und Freunde
Winterausstellung im Barocksaal der Stiftsbibliothek St.Gallen
bis 6. März 2022

Ein Blick auf eine uralte Beziehung: Tiere – Fremde und Freunde

Haben Tiere eine Seele? Warum kommen in so vielen Heiligenlegenden Drachen vor? Durften Mönche Haustiere halten? Und gab es im Mittelalter schon Zoos? Diese und viele weitere Fragen rund um Tiere und Menschen beantwortet die Winterausstellung der Stiftsbibliothek St. Gallen.

Ausstellungsflyer Detail © Stiftsbibliothek St.Gallen


Vielfältige Welt
In den Tieren spiegelt sich unsere Welt in ihrer ganzen Farbigkeit. Der Mönch, der seine Katze liebt, die Bäuerin, die ihr Pferd pflegt, aber auch der Metzger, der es tötet, damit es nachher zu Essen oder Arznei verarbeitet werden kann, sie alle zeigen, wie ambivalent unser Verhältnis zum Tier war und heute noch ist, vom Opfertier bis zum geliebten Freizeitkameraden. Auch in Heiligenleben, in Fabeln und Mythen treffen wir immer wieder auf Tiere. Sie übernehmen die verschiedensten Rollen, vermitteln oft Leichtigkeit und Humor und fliessen in die Bilderwelt ein, etwa der Bär in die Darstellung von Gallus, das Mischwesen des Kentauren in die antike Mythologie und möglichst starke Tiere in die Wappen des Mittelalters.

Nutztiere
Neben diesen oft phantasievollen Auftritten des Tiers in Erzählungen gab es immer auch die handfeste Seite, die Nutzung und Ausbeutung. Das Tier als landwirtschaftliches und militärisches Nutztier wird etwa in der Maultiermedizin des Vegetius greifbar, die ausführlich verschiedenste Gebrechen von Pferden darstellt und die entsprechenden Heilmittel anfügt. Agrarisch genutzte Tiere wie Schweine und Kühe erscheinen mit einem zugeschriebenen Geldwert in den germanischen Gesetzbüchern des Frühmittelalters und aus Tieren gewonnene Arznei findet man in medizinischen Handbüchern. Hier mischt sich der Mythos mit dem Faktischen, wie das Beispiel der aus Löwen hergestellten Arznei zeigt.

Aristoteles als überragender Tierkundler
Neben ergötzlichen Geschichten und medizinischen Rezepten kommt auch das menschliche Bestreben zum Ausdruck, die Tiere zu erforschen und ihr Wesen besser zu verstehen. Beeindruckend sind bis heute die tierkundlichen Werke von Aristoteles aus dem 4. Jahrhundert vor Christus, in denen die Tiere systematisch nach ihrer Art gegliedert und in ihren Grundzügen beschrieben wurden. Auf ihnen basierte die Tierkunde während fast zwei Jahrtausenden, bis hin zu Conrad Gessners Historia animalium im 16. Jahrhundert.

Haben Tiere eine Seele?
Eine bis heute ungelöste Frage ist diejenige, ob das Tier eine Seele habe oder nicht. Darüber wurde auch in der Vergangenheit durchaus differenziert nachgedacht. Die Anschauung, dass Tiere eine Seele haben, gab es schon immer. Vegetarier und Veganer gingen noch einen Schritt weiter und argumentierten schon vor bald 3000 Jahren damit, dass Tiere den Menschen ebenbürtig seien. Fleischgenuss wurde schon damals skeptisch beurteilt, war aber auch später in den Klöstern stark eingeschränkt. Nach der Benediktsregel durften nur Kranke das Fleisch «vierfüßiger Tiere» essen und die kirchlichen Fastengebote waren zahlreich. Als Ersatz dienten im Mittelalter dann oft Fische und auch Geflügel – als ob das keine Tiere wären.

Kunstintervention
Einen eigenen Blick auf die Tiere wirft die St. Galler Künstlerin Marlies Pekarek mit ihrer künstlerischen Intervention «Paraden und Prozessionen». Inspiriert vom Buchschmuck in den Handschriften rahmt sie den Barocksaal mit kleinen Tieren und Mischwesen aus Bronze, Gips, Silikon, Seife und Wachs. Die Tiergruppen erzählen Geschichten, zeigen Verwandlungen und regen zum Entdecken an.

Quelle:
Stiftsbibliothek St. Gallen
www.stiftsbibliothek.ch

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