Bodensee: Ein gesegneter Landstrich

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Bodensee: Ein gesegneter Landstrich

Große Kunstschätze, Weinbau und eine lebendige Spiritualität tragen zum Reichtum am Bodensee bei. Geprägt wurde die Region lange Zeit auch durch ihre vielen Klöster. Ein Besuch auf der Insel Reichenau und in Salem.

Diese Insel hat wirklich beides: eine fast schon mediterrane Leichtigkeit und eine große spirituelle und kulturelle Tiefe. Seit dem Jahr 2000 gehört die Klosterinsel Reichenau zum Weltkulturerbe der UNESCO. Und Gästeführer Uwe Anker ist überzeugt, dass es dabei nicht nur um die Architektur ihrer drei berühmten Kirchen geht, sondern auch um die bis heute gelebte Alltagskultur, die teilweise noch in der klösterlichen Tradition steht. Der Katholik ist auf der Reichenau aufgewachsen und kann sich ein Leben woanders gar nicht vorstellen. Als Pfarrgemeinderat, Chorsänger und Leiter des Bildungswerks engagiert er sich persönlich dafür, dass der Glaube lebendig bleibt. „Wir haben drei religiöse Inselfeiertage, die begangen werden“, erzählt er und ergänzt: „Im Mittelalter war die Reichenau eine Zeit lang das geistliche Zentrum des Heiligen Römischen Reichs.“

Seit einigen Jahren leben wieder Mönche auf der Insel
Das kann man sich nicht so recht vorstellen, diese vom Gemüseanbau geprägte Insel wirkt so klein und idyllisch. Man muss weit in die Vergangenheit reisen, um das besser zu verstehen: Im Jahr 724 gründete ein gewisser Pirmin auf der Insel Reichenau das erste Benediktinerkloster auf deutschem Boden. Seine Nachfolger wurden mächtige Kirchenmänner, hatten mitunter den Posten des Erzkanzlers des Reiches und des Erzbischofs von Mainz in Personalunion inne.

Drei eindrucksvolle Kirchen erbauten die Mönche auf der Reichenau – St. Maria und Markus in Mittelzell, St. Peter und Paul in Niederzell und St. Georg in Oberzell. Und jede von ihnen birgt einzigartige Kulturschätze wie die Heiligblutreliquie im Münster St. Maria und Markus, das Apsisgemälde aus dem 11. Jahrhundert in St. Peter und Paul oder den noch älteren riesigen Bilderzyklus mit Szenen aus dem Leben Jesu in St. Georg. Es macht Freude, mit Uwe Anker die klösterliche Vergangenheit der Insel zu erkunden, die seit ein paar Jahren auch wieder eine bescheidene Zukunft hat: Drei Benediktiner und zwei Schwestern sind auf die Reichenau gekommen. Sie leben in der kleinen Cella St. Benedikt und lassen mit ihren Stundengebeten und Gottesdiensten alte Traditionen aufleben.

Ein uralter Kräutergarten
Zwei Orte mag Uwe Anker besonders: zum einen den Aussichtspunkt Hochwart in der Inselmitte. Von dort genießt man wunderbare Blicke auf die Reichenau, kann bis zum Schweizer Ufer und bis nach Konstanz schauen. Außerdem gibt’s dort oben die Werkgalerie, die Kunst, Keramik und Kaffee ebenso anbietet wie schattige Plätze im Café-Garten. Zum anderen streift der gläubige Katholik und Naturmensch gern durch Strabos Kräutergarten, der ursprünglich schon um etwa 840 von einem Abt namens Walahfrid Strabo angelegt wurde. Strabos Kräutergarten ist so etwas wie der Archetyp eines klösterlichen Kräutergartens. Und in seinem Gedicht Hortulus erklärte der Abt die Wirkung der Heilpflanzen – es gilt als das erste Gartenbuch überhaupt. Der heutige Kräutergarten zwischen Münster und Bodenseeufer ist dem Original von einst nachgepflanzt und für Interessierte frei zugänglich.

Nordansicht auf das Salemer Münster und die Prälatur

Reichsabtei Salem
Wir fahren weiter ans nördliche Bodenseeufer und besuchen die einst mächtigste Abtei der Region: Kloster und Schloss Salem, erbaut ab 1134. 1802 übernahmen die Markgrafen von Baden im Zuge der Säkularisierung den Besitz, seit 2009 gehören weite Teile des Gebäudeensembles dem Land Baden-Württemberg. Dort erwartet Gäste erstaunlich viel Pracht und Prunk und ein weitläufiges Gelände mit einem wundervollen, barocken Hofgarten. Wenn man durch die langen Gänge mit den Bildnissen einstiger Kirchenmänner und durch den Prunksaal spaziert, dann fällt es schwer, sich Salem als strenges, von Arbeit und Gebet geprägtes Zisterzienserkloster vorzustellen. Die Anlage wirkt eher wie ein riesiges Schloss.

„Das liegt daran, dass dieser Ort hier in einer kalten Märznacht im Jahr 1697 eine riesengroße Katastrophe erlebte“, erzählt Schlossverwalterin Birgit Rückert. Ein Ofen überhitzte und explodierte, und bis auf die Wirtschaftsgebäude und die Kirche brannte in kürzester Zeit alles nieder. Glücklicherweise hielt das Münster den Flammen stand. Es gehört heute mitsamt seiner Inneneinrichtung zu den großen Schätzen Salems: 1285 begonnen, ist es nach Ulm und Freiburg der drittgrößte gotische Kirchenbau in Baden-Württemberg. Der Wiederaufbau des eigentlichen Klosters wurde nach dem Brand sofort in Angriff genommen, berichtet Birgit Rückert weiter. Aber mit der klösterlichen Bescheidenheit nahm man es nicht mehr ganz so genau, denn auch die Äbte von Salem waren mittlerweile wichtige Kirchenmänner. Das Kloster besaß riesige Ländereien, betrieb Obst- und Weinbau, bewirtschaftete Wälder und legte Fischteiche an. Die Landschaft rundum ist immer noch geprägt davon.

Feuerwehren von anno dazumal
Mönche wohnen in Salem heute keine mehr. Aber vieles erinnert an die damaligen Zeiten, zum Beispiel das Feuerwehrmuseum. Nach dem großen Feuer installierten die Zisterzienser auf Salem natürlich einen für damalige Zeiten hochmodernen Brandschutz – und der bildete den Grundstock für eine spannende und wertvolle Ausstellung mit historischem Katastrophengerät: Feuerlöschspritzen aus vier Jahrhunderten kann man dort besichtigen, alte Schläuche und Leitern ebenso wie die ersten Brandversicherungen. Neben diesem Spezialmuseum beherbergt Salem aber auch ein richtiges Klostermuseum, das die Geschichte des Ortes erzählt und seine wichtigsten Kunstschätze zeigt – es ist ein Standort des Badischen Landesmuseums. Besonderes Augenmerk verdient dort das berühmte Nachtbild von Bernhard Strigel für den Marienaltar.

Lernort für Menschen aus aller Welt
Und wer zu guter Letzt doch noch Mönche sehen möchte, die in Salem einem ganz normalen, einfachen Klosteralltag nachgehen, der schaut auch noch im ehemaligen Speisesaal vorbei. Der riesige barocke Kachelofen dort zeigt Männer, die ackern, fischen, handwerken, in der Küche arbeiten und in der Bibliothek Bücher studieren. Auf dem Weg zum Refektorium kommt man übrigens auch am Wohntrakt der jungen Leute aus aller Welt vorbei, die in der Schule Schloss Salem leben und lernen. Das Internat hat 1920 unter anderem Max von Baden gegründet, längst ist es berühmt. So lebt eine wichtige klösterliche Tradition bis jetzt fort: Bildung zu fördern und zu leben.

INFO:
Mehr Informationen zu den Kulturschätzen am Bodensee findet man unter tourismus-bw.de/bodenseeinseln

Quelle:
Tourismus Marketing GmbH
www.tourismus-bw.de

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