Wer ist Jan Hus? Hintergrundinformationen

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Europa um 1400: alles scheint in Unordnung. Nicht nur die staatlichen Strukturen versprechen keine Sicherheit mehr, sondern vor allem auch die heilige Mutter Kirche. Unzucht, Korruption, Maßlosigkeit und Willkür herrschen. Der Teufel habe auf der Welt die Macht an sich gerissen, denken viele Zeitgenossen. Drei Päpste regieren, die Osmanen rücken immer weiter gegen das Abendland vor, Kriege und Krankheiten, wo man hinsieht.

In diese Welt wird Jan Hus, der spätere Theologe und Reformator um 1370 hineingeboren. Sein Geburtsort Husinec (heute Tschechische Republik) liegt in Böhmen, das von König Wenzel regiert wird. Wenzel trägt anfänglich nicht nur die böhmische, sondern auch die deutsche Krone und regiert von Prag aus. Böhmen ist ein zentraler Bestandteil des Heiligen Römischen Reichs. Allerdings ist dem schwachen Wenzel während seiner Regentschaft kein Erfolg beschieden. Er verliert den Titel des römisch-deutschen Königs an seinen Halbbruder Sigismund, der das Konstanzer Konzil einberuft und später sogar Kaiser wird. Nominell steht zwar Böhmen unter der Herrschaft von Wenzel, es gelingt ihm aber nicht, klare Machtstrukturen zu schaffen.

Es ist erstaunlich, dass es Jan oder Johannes Hus in dieser chaotischen Situation gelingt, eine wahrhaft brillante Karriere zu machen. Aus einfachsten Verhältnissen stammend (sein Vater war wohl Fuhrmann von Beruf) besuchte er die Lateinschule im südböhmischen Prachatice und studiert ab ca. 1390 an der Prager Karls-Universität und schließt mit dem Titel eines Magister Artium ab.

John Wyclif, Hieronymus von Prag und deren Einfluss
Vielleicht über seinen Freund und Kollegen Hieronymus von Prag kam Jan Hus mit den Lehren des englischen Frühreformators John Wyclif in Kontakt. Dieser lehnte in seinen Schriften u.a. den Anspruch des Papstes auf die Ausübung weltlicher Macht und sein Streben nach Besitz ab, stand der Reliquien-verehrung und dem Zölibat kritisch gegenüber und sprach sich gegen die Transsubstantiationslehre der Kirche aus, also gegen den Glauben an die dauerhafte Wandlung von Brot und Wein während des Gottesdienstes in den Leib und das Blut Christi. Hieronymus lernte die Wyclif’schen Lehren in London kennen und verbreitete sie anschließend auf dem Kontinent. Besonders im heimatlichen Böhmen fielen sie auf fruchtbaren Boden. Beeindruckt davon wandte sich Jan Hus Ende des 14. Jahrhunderts dem Studium der Theologie zu. Ein weiterer, nicht unwesentlicher Grund lag darin, wie er selbst sagte, der Armut zu entkommen. Im Jahr 1400 wird er zum Priester geweiht und 1401 zum Dekan der philosophischen Fakultät, 1402 nahm er seine Lehrtätigkeit als Magister regens an der Prager Universität auf.

Jan Hus im Machtgefüge seiner Zeit
Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit betätigte sich Hus als Prediger an der Prager Bethlehemsapelle. Für den Gottesdienst bevorzugte er die vom Volk gesprochene Landessprache und nicht das in den Kirchen gebräuchliche Latein. In seinen Predigten vertrat er auch strenge Moralvorstellungen zu Fragen der Lebensführung. So bekämpfte er z.B. die in seinen Augen unsittliche Mode der Zeit (Schmuck / Schuhe / Hüte / Kleider) sowie den Besuch von Gasthäusern bzw. den damit verbundenen Sauffteuf. Vollsauffer galten ihm als rettungslos dem Teufel verfallen. Anliegen, die späteren Reformatoren wie Zwingli, Blarer oder Calvin ebenfalls am Herzen lagen. Dass sich Hus mit solchen Ansichten in der Bevölkerung nicht nur Freunde machte, liegt auf der Hand. Darüber hinaus kritisierte er wie schon Wyclif – das damals aktuelle Auftreten der Päpste bzw. des Klerus. Eine gefährliche Mischung, die alsbald mächtige kirchliche und weltliche Kritiker auf den Plan rief. Anfänglich schützte ihn noch König Wenzel, da dieser sich durch das Spielen einer national-böhmischen Karte politische Vorteile gegen seinen Bruder Sigismund versprach. Letzterer mischte sich aufgrund der offensichtlichen Unfähigkeit Wenzels immer stärker in dessen Machtbereich ein und versuchte, den Einfluss von Hus und Hieronymus zurück zu drängen. Der Prager Erzbischof untersagte Hus schließlich die Predigt und das Feiern von Gottesdiensten. Eine weitere Eskalation bestand in der Verbrennung der Wiclyf’schen Schriften und der Forderung, sich von dessen Lehren zu distanzieren. Da Hus diesen Aufforderungen nicht nachkam, wurde er von Papst Johannes XXIII. mit dem Kirchenbann belegt und exkommuniziert.

Zuvor hatte Hieronymus von Prag allerdings massiv dazu beigetragen, dass es an der Prager Karls-Universität zu einem Kräftemessen zwischen den deutsch- und tschechischsprachigen Böhmen kam: während des Schismas unterstützte die „deutsche“ Seite zusammen mit dem Erzbischof von Prag den in Rom amtierenden Papst, während die „tschechische“ Seite den in Bologna residierenden Papst als eigentliches Oberhaupt anerkannte. König Wenzel, selbst aus dem Geschlecht der Luxemburger stammend, stand auf der Seite der Tschechen. Beeinflusst von Hieronymus erließ er das sog. „Kuttenberger Dekret“. In diesem wurde festgelegt, dass bei Abstimmungen in den Gremien der Universität die Tschechische „Nation“ drei Stimmen erhalten sollte. Alle anderen „Nationen“ (Böhmen, Bayern, Sachsen, Polen) verfügten zusammen über nur noch eine Stimme. Vor dem Erlass hatte jede Nation eine separate Stimme besessen. 80 Prozent des Lehrpersonals und der Studenten verließen daraufhin die Prager Hochschule und gründeten 1409 in Leipzig eine eigene Universität. Durch diesen Aderlass verlor sie ihren Ruf als eine der führenden Universitäten in Europa. Jan Hus profitierte davon: In der Nachfolge Johannes von Schweidnitzs erhielt er die Stelle des Rektors der Universität.

Dies alles führte zu einer explosiven Stimmung. Befürworter und Gegner der Lehre von Hieronymus und Hus standen sich unversöhnlich gegenüber. Das In- und Ausland blickte voller Misstrauen auf die bürgerkriegsähnlichen Zustände in und um Böhmen, das als Hort des Ketzertums angesehen wurde. Seine Bewohner sahen sich auf der Anklagebank und ihren Ruf geschädigt. König Wenzel, der sich zunehmend als unberechenbarer Despot gebärdete, verlor immer mehr an Einfluss. Als Hus gegen die Ablässe predigte, von denen auch Wenzel profitierte, entzog dieser Hus seine Unterstützung. 1412 musste Hus Prag schließlich verlassen und zog als Wanderprediger übers Land. Daneben arbeitete er bis 1414 u.a. auf der Ziegenburg (Südböhmen) und auf der Burg Krakovec (Mittelböhmen) an verschiedenen theologischen Schriften, unter anderem „De Ecclesia“, deren Inhalt ihm während seines Prozesses in Konstanz teilweise vorgeworfen wurde.

Jan Hus‘ Zeit in Konstanz 1414 und 1415
Um eine Beruhigung und Klärung der Situation herbeizuführen, forderte König Sigismund Jan Hus dazu auf, sich und seine Thesen vor dem Konzil von Konstanz zu vertreten. Hus nahm die Einladung an und reiste in Begleitung von drei böhmischen Adligen an den Bodensee. Den für die Reise ausgestellten Brief über das freie Geleit erhielt die Gruppe allerdings erst in der Stadt. Zwischen dem 3. und 28. November 1414 lebte Hus zusammen mit seinen Parteigängern für ca. drei Wochen mehr oder weniger unbehelligt in Konstanz und predigte – obwohl ihm dies eigentlich untersagt war – seine Lehren in seiner Herberge. Basierend auf Anklagen, die u.a. von böhmischen Klerikern erhoben worden waren, verhaftete man ihn und hielt ihn an verschiedenen, teils menschenunwürdigen Orten gefangen. Bis heute berühmt-berüchtigt, ist sein „dunkler und finsterer Kerker“ im Dominikanerkloster (dem heutigen Steigenberger Inselhotel) „und zwar in unmittelbarer Nähe einer Kloake“. Mehrfach wurde er aufgefordert, zu eigenen und zu Thesen Wyclifs Stellung zu nehmen, was er auch tat. Doch die Zahl seiner Gegner wuchs von Tag zu Tag. Neue Anklagepunkte wurden formuliert. Zu den Böhmen traten Kleriker aus Frankreich und England. Für König Sigismund, der sich seiner Zusage des freien Geleits durchaus bewusst war, bedeutete die Causa Hus allerdings nur eine Nebensache. Sicher wichtig für Böhmen, aber für das Konzil als Ganzes eher von untergeordneter Bedeutung. Ähnlich sahen es wohl auch die führenden Theologen; sie erwähnen in ihren Erinnerungen Hus und seine Verhöre teilweise überhaupt nicht. Die Lösung des Schismas und die Reformation der Kirche standen im Vordergrund. Trotzdem musste der Fall irgendwie gelöst werden. Wie seine zahlreichen Briefe beweisen, konnte Hus aus der Haft kommunizieren. Aber nicht nur Jan Hus schrieb Briefe. Dem König von Aragón war „zu Ohren gekommen, dass ein falscher Christ mit häretischen Überlieferungen die Kirche untergraben“ habe. Einem solchen gegenüber gäbe es keinen Wortbruch, ließ er König Sigismund in einem Schreiben wissen…

Prozess und Hinrichtung
Um die Sache doch noch in geordnete Bahnen zu leiten, ordnete Sigismund an, dass Hus vor dem Konzil Gehör erhalten solle. Zwischen dem 5. und 8. Juni 1415 fanden im Refektorium des Minoritenklosters die Anhörungen statt – soweit man sie so nennen kann. Die Ankläger ließen bereits am ersten Tag nichts unversucht, Hus der Ketzerei zu überführen. Die Befragung endete in einem Tumult. Hus war kaum zu Wort gekommen. Man vertagte sich auf den 7. Juni 1415. Morgens ereignete sich eine Sonnenfinsternis. Sahen die Konzilsväter darin ein Zeichen des Himmels?

Trotz aller gegen Hus erhobenen Vorwürfe war weder König Sigismund noch dem Klerus wirklich daran gelegen, ihn als Ketzer zu verurteilen. Abends ermahnte man ihn, sich dem Spruch des Konzils zu unterwerfen, dann könne er mit Gnade rechnen. Nach Abschluss des dritten Tages forderte Hus Belege aus der Heiligen Schrift für seine Irrtümer. Erst dann sei er bereit abzuschwören. Noch einmal versuchten z.B. der König selbst und Kardinal d‘Ailly, ihn zum Einlenken zu bewegen. Man könne auch Irrtümern abschwören, die man gar nicht als solche vertreten hat, meinten sie. Ihre „goldene Brücke“ blieb unbegangen. Am 6. Juli 1415, also knapp vier Wochen später, tagte die Vollversammlung des Konzils im Münster. Hus wurde als Ketzer verurteilt. Seine Tonsur und seinen Priesterornat zerstörte man nach altem Brauch. Danach übergaben die Konzilsväter ihn der weltlichen Macht des Reichs. Auf Anordnung des Königs befahl Pfalzgraf Ludwig von Bayern den Henkern der Reichsstadt Konstanz, ihn in den Tod zu geleiten. Hus erhielt einen Hut aus Papier, auf den drei Teufel gemalt waren. Ganz Konstanz und alle Konzilsteilnehmer waren auf den Beinen. Die Brücke über den westlichen Stadtgraben auf dem Weg zur Richtstätte drohte aufgrund der Menschenmassen sogar einzustürzen. Wo genau Hus verbrannt wurde, ist bis heute umstritten. Genauso wie der exakte Ablauf der Hinrichtung. Sicher ist nur, dass seine Asche und die seiner Habseligkeiten anschließend in den Rhein gestreut wurden. So sollte verhindert werden, dass seine Überreste zu „Reliquien“ werden konnten.

Verbrennung des Jan Hus. Ausschnitt eines Altarflügels aus dem Hussitenmuseum Tabor

Verbrennung des Jan Hus. Ausschnitt eines Altarflügels aus dem Hussitenmuseum Tabor

Hieronymus von Prag, der meist vergessene Glaubensbruder
Ulrich Richental, der Konstanzer Konzilschronist, schreibt über Hieronymus, die Gelehrten des Konzils hätten ihn für wesentlich begabter erachtet, als Hus selbst. Eine bemerkenswerte Aussage! Hieronymus war etwas jünger als sein Glaubensbruder. Er studierte in Prag bzw. Oxford und lehrte an den Universitäten von Paris, Köln und Heidelberg, allerdings nur mit den niederen Weihen versehen. Wie Hus fühlte er sich als böhmischer Patriot und stand in Prag an seiner Seite. Trotz der Bitte, es nicht zu tun, reiste Hieronymus zusammen mit einem Schüler am 4. April 1415 nach Konstanz. Kurze Zeit später flüchtete er aber aufgrund des Verfahrens gegen Hus nach Überlingen. Von dort aus schrieb er König und Konzil und bat um freies Geleit. Dieses wurde ihm nur für seine Anreise in Aussicht gestellt. Gleichzeitig zitierte man ihn vor das Konzil. Hieronymus realisierte die Gefahr und versuchte nach Böhmen zu fliehen. Unterwegs erkannte man ihn. „Mit eisernen Handschellen an einer langen Kette“ wurde er am 23. Mai 1415 in die Konzilstadt zurück gebracht und in einen „harten Kerker“ geworfen. Die Bedingungen sind ähnlich grausam wie bei Hus: dreihundertfünfzig Tage in schmutzigen Kleidern, Unrat und Kot, teils mit Händen und Füßen an eine Säule gekettet. Mehrfach wurde er verhört. Besonders die Vertreter der Universitäten, an denen er gelehrt hatte, belasteten ihn. Nach der Hinrichtung von Jan Hus zaudert Hieronymus und schwört seinen Grundsätzen ab. Dafür erleichtern ihm die Konzilsväter die Haftbedingungen. Daraus entlassen, wird er aber nicht. Als neuerliche Anschuldigungen gegen ihn erhoben werden, stellt er sich wieder auf die Seite seiner Glaubensbrüder. Den Aussagen seiner Zeitgenossen zufolge, war er ein brillanter Redner und scharfsinniger Denker, der Zuhörer in seinen Bann zu ziehen verstand. Kein Wunder also, dass der Prozess gegen Hieronymus über ein Jahr dauerte. Wie Hus wurde er auf einer Vollversammlung des Konzils im Münster verurteilt und an der gleichen Stelle wie er verbrannt. Auch seine Asche streute man in den Rhein.

Nachwirkungen
Die Hinrichtung von Jan Hus und Hieronymus von Prag führten zu schweren, bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen in Böhmen. Sie sind unter der Bezeichnung Hussitenkriege in die Geschichte eingegangen. Anders als von den Konzilsvätern erhofft, konnte die Reinheit der Lehre in Konstanz also nicht wiederhergestellt werden. Schon das Nachfolgekonzil von Basel 1431 bis 1449 musste sich erneut mit dieser Problematik auseinandersetzen. Für die protestantische Kirche gilt Jan Hus als eines der bedeutendsten Vorbilder der späteren Reformatoren. Besonders Martin Luther wird oft in der direkten Nachfolge Husens gesehen. Der Ausspruch von Hus: „Heute bratet ihre eine Gans (im Tschechischen bedeutet „husa“ Gans, Anm. d. Verf.), morgen wird daraus aber ein Schwan entstehen“, führte dazu, dass Luther bis heute gerne mit dem Schwan in Verbindung gebracht wird.

In Konstanz blieb die Erinnerung an Jan Hus und Hieronymus von Prag über die Jahrhunderte lebendig. Generationen von Interessierten zeigte man z.B. die handschriftliche Chronik des Konzils und – dabei besonders gerne – die Abbildung von der Hinrichtung des Jan Hus (wie die Fingerabdrücke auf der entsprechenden Seite beweisen). Keine Stadtchronik und kein Reiseführer verzichtet seit dem Konzil auf eine Erwähnung der Kirchenversammlung und der Hinrichtung des Hus. 1862 wurde an der vermeintlichen Hinrichtungsstätte im Stadtteil Paradies ein Findling zum Gedenken an den Feuertod der beiden Glaubensbrüder errichtet. Ein Ort, der seither als eine Pilgerstätte für Tschechen gilt. Kein Wunder, denn der tschechische Nationalfeiertag wurde im 20. Jahrhundert auf das Datum seiner Hinrichtung gelegt.

Etwas schwieriger gestaltet es sich mit dem Gebäude des heutigen Hus-Hauses: Schon Ulrich Richental verbreitet die Mär eines Fluchtversuchs des Reformators und lässt seine Gefangennahme genau an dieser Stelle erfolgen. In der Folgezeit erhielt das Haus eine Spottinschrift auf den Böhmischen Kleriker, die 1786 durch einPortrait ersetzt wurde, erneuert wurde. Im Volksmund bürgerte sich allmählich die Bezeichnung „Hus-Haus“ ein. Durch Reiseführer fand sie weltweite Verbreitung. 1878 schließlich ließen die böhmischen Vereine Deutschlands eine entsprechende Gedenktafel aus Marmor daran anbringen. Das in der Folge eingerichtete Museum erhielt anlässlich des Konziljubiläums eine neue Dauerausstellung. Ein zweiter Pilgerort für Konzil- und Hus-Interessierte.

Erinnerungsorte an Jan Hus

  • Herberge: Der „Pfistrinen huss an sant Paulsgassen“ (= Hussenstrasse 22). Originalbau heute nicht mehr vorhanden. Privatbesitz.
  • Hausarrest: Domkantorei am Münster. Genauer Standort derzeit (noch) nicht bekannt. Publikation steht aus.
  • Erster Kerker: Prediger-bzw. Dominikaner-Kloster. Mehrfach umgebaut; heute Steigenberger Inselhotel.
  • Zweiter Kerker: Minoriten- bzw. Barfüßer- oder Franziskaner-Kloster. Heute Stephansschule bzw. Bürgersaal. Im 18./19. Jahrhundert komplett umgestaltet.
  • Festungshaft: Gottlieben. Burg bzw. Schloss. Kurz nach dem Konzil und in den folgenden Jahrhunderten komplett erneuert. Der eigentliche Gefängnis-Turm im Westen wohl noch original erhalten. Privatbesitz, nicht zugänglich.
  • Ort der Anhörung: Minoriten- bzw. Barfüßer- oder Franziskaner-Kloster. Heute Stephansschule bzw. Bürgersaal. Im 18./19. Jahrhundert komplett umgestaltet.
  • Urteilsverkündung: Münster (Dom): Tagungsort des Konzils. Durch Umbauten kurz nach dem Konzil und in späteren Jahrhunderten verändert.

Erinnerungsorte an Hieronymus von Prag

  • Herberge: Haus Zum Delphin (= Hussenstrasse 14). Sorgfältig restauriertes Originalgebäude. Privatbesitz.
  • Kerker: Stadtturm bei der St. Pauls-Kirche. Turm heute nicht mehr vorhanden. Am Haus Obere Laube 73 befindet sich eine Gedenktafel.
  • Ort des Verhörs: St.-Pauls-Kirche. Mehrfach umgebaut. Heute Kulturzentrum K9 und Gastronomie.
  • Urteilsverkündung: Münster (Dom): Tagungsort des Konzils. Durch Umbauten kurz nach dem Konzil und in späteren Jahrhunderten verändert.

Orte des gemeinsamen Gedenkens:
Hussenstein: Gedenkstein. Es handelt sich nicht um die tatsächliche Hinrichtungsstätte von Jan Hus und Hieronymus von Prag! Deren genaue Lokalisierung ist umstritten. Jährlich findet am Hussenstein am 6. Juli ein öffentliches Gedenken zu Ehren von Jan Hus und Hieronymus statt.
Hus-Museum: Gedenkstätte mit Schwerpunkt auf Jan Hus. Das Gebäude selbst steht in keiner historischen Verbindung mit dem Reformator. Die Dauerausstellung im Inneren zeigt allerdings wahrscheinlich originale Fragmente aus seinem Gefängnis im Prediger- bzw. Dominikaner-Kloster.
Luther-Kirche: wurde bewusst auf dem angenommenen Weg zur Hinrichtungsstätte errichtet. Der Grundstein wurde sogar genau am 450. Jahrestag der Hinrichtung von Jan Hus, nämlich am 6. Juli 1865 gelegt.

Das Konstanzer Konzil 1414-1418:
Drei Päpste, die gleichzeitig den Anspruch auf den Stuhl Petri erhoben, eine geteilte Christenheit, politische Auseinandersetzungen in ganz Europa – um diese Unruhen zu beheben, kamen zwischen 1414 und 1418 in Konstanz weltliche und geistliche Machthaber zusammen. Der Chronist Ulrich Richental zählte über 70.000 Besucher. Die Zahl der tatsächlichen Anwesenden mag geringer gewesen sein, dennoch vollbrachten die Konstanzer mit der Versorgung eine logistische Meisterleistung. Drei Ziele setzte sich die Kirche, wovon sie allerdings mit der Wahl von Papst Martin V. 1417 in Konstanz nur eines, die Beendigung des Schismas, erreichte. Nötige Reformen der Kirche wurden vertagt. Die Todesurteile gegen Jan Hus und Hieronymus von Prag lösten die Hussitenkriege aus und verunsicherten Europa. Neben den theologischen Aspekten spielte auch das politische Geschehen beim Konzil eine wichtige Rolle. Die in Konstanz anwesenden weltlichen Herrscher fällten weitreichende Entscheidungen, die Europa bis heute prägen. Zugleich entwickelte sich die Stadt zu einer Drehscheibe des Wissens: Professoren und Magister, Künstler und Kaufleute sorgten für einen regen Austausch von Schriften, Liedern und anderen Impulsen. Infos: www.konstanzer-konzil.de

Das Jubiläum 600 Jahre Konstanzer Konzil:
2014 – 2018 lädt die Konzilstadt erneut nach Konstanz ein. Unter dem Motto „Europa zu Gast“ knüpft es gemeinsam mit Konstanzer Bürgern und Gästen aus ganz Europa an die Ereignisse des Konstanzer Konzils an. Die Vielfalt des Konzils spiegelt sich im breiten Spektrum der Partner wider: Vertreter der Kirchen arbeiten eng mit Hochschulen, Tourismus- und Kulturinstitutionen in Konstanz, der Bodenseeregion und Europa zusammen. Eine Vielzahl von Veranstaltungen wird auch mit den Konstanzer Partnerstädten Fontainebleau, Richmond, Tabor und Lodi sowie weiteren europäischen Städten und Regionen, die im Zusammenhang mit dem spätmittelalterlichen Kongress stehen, ausgerichtet. Die Feierlichkeiten beschäftigen sich mit faszinierenden Persönlichkeiten und greifen spannende Thematiken des Konzils auf: Die fünf Jahre werden symbolisiert durch fünf Köpfe des Konzils, die für fünf heute und damals aktuelle Themen stehen. In den Jubiläumsjahren erinnern einzelne themenbezogene Veranstaltungen an das Konstanzer Konzil und stellen einen dauerhaften Bezug vom historischen Konzil in die Gegenwart und Zukunft her. www.konstanzer-konzil.de

Kultig schönes Konstanz:
Die Studentenstadt Konstanz ist die größte Stadt am Bodensee und zugleich die einzige deutsche Gemeinde am Südufer des Sees. Die gut erhaltene historische Innenstadt grenzt direkt an die Schweiz, an den Bodensee und an den Seerhein, der hier den Obersee als breites Wasserband in nordwestlicher Richtung verlässt. An klaren Tagen schweift der Blick vom Konstanzer Hafen über die im Wasser schaukelnden Segelboote und die weite Fläche des tiefblauen Bodensees bis zu den imposanten Gipfeln der Voralpen. Konstanz ist eine Einkaufsstadt: Zahlreiche Geschäfte laden zum Flanieren und Bummeln ein, Straßencafés locken auf mediterrane Plätze und in lauschige Innenhöfe zum gemütlichen „Plausch“ – wie die eidgenössischen Nachbarn sagen. Die Bodenseemetropole ist ein idealer Ausgangspunkt für Ausflüge mit Schiff und Segelboot. Eine Auto- und Personenfähre verkehrt regelmäßig zwischen Konstanz und dem romantischen Weinstädtchen Meersburg auf der Nordseite des Sees. Mit den Katamaranen „Fridolin“, „Ferdinand“ und „Constanze“ ist man in 45 Minuten in der Zeppelin-Stadt Friedrichshafen. Ausflugsschiffe steuern von Konstanz aus fast alle Gemeinden am See an. Mit dem Schiff, zu Fuß oder mit dem Rad kann man die nahe gelegene und zu Konstanz gehörende Blumeninsel Mainau besuchen – das wohl bekannteste Ausflugsziel am Bodensee. Dank des milden Seeklimas gedeihen in dem weitläufigen Schlosspark Palmen, Mammut-, Zitronen- und Orangenbäume. Infos: www.konstanz-tourismus.de

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