Der Bodensee der Schriftsteller

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Neu konzipiertes Hesse-Museum

Der 27-jährige Hermann Hesse baute sich am westlichen Bodensee mit seiner frisch angetrauten Mia sein erstes eigenes Nest und kultivierte seinen Look mit Strohhut und Nickelbrille. Von 1904 bis 1912 lebte er mit seiner Familie in Gaienhofen, zuerst in einem einfachen Bauernhaus mitten im Dorf, später in einem Neubau mit großem Garten nur ein paar Straßen weiter. Am 14. Juni 2015 eröffnete das in seinem ersten Haus untergebrachte Hesse Museum Gaienhofen eine neu konzipierte Dauerausstellung.

Bestsellerwerkstatt in Gaienhofen
Im Mittelpunkt der neuen Ausstellung „Gaienhofener Umwege. Hermann Hesses 1. Haus“ steht das wichtigste Möbelstück des Schriftstellers: sein Schreibtisch. Er ließ ihn eigens für das Häuschen in der Ortsmitte fertigen und trennte sich dann nicht mehr von ihm. Der Tisch begleitete Hesse sein Leben lang, hier schrieb er Siddhartha und den Steppenwolf, Unterm Rad und das Glasperlenspiel. Die als moderne Literaturausstellung angelegte Schau mit ausgesuchten Exponaten ist ein guter Startpunkt für eine literarische Erkundungstour am westlichen Bodensee.

Leben zwischen Schreibmaschine und Bodensee Das Museum bietet nicht nur Führungen durch die Ausstellung an, sondern hat auch regelmäßig literarische Spaziergänge durch den Ort im Programm. Die Teilnehmer folgen Hesses Spuren in die von ihm so geliebte und inspirierende Natur. Die Wanderung führt zu landschaftlich reizvollen Orten, die er nachweislich oft besucht hat. Unterwegs lassen Lesungen von Texten und Gedichten dem Nobelpreisträger tief in die Seele blicken. Die bietet einiges an Identifikationsmöglichkeiten: Hesse, den Nudisten, Hesse, den leidenschaftlichen Gärtner, Hesse, den jungen Ehemann.

Hesse cachen, auflesen oder seiner Frau Mia folgen
Wer gerne auf Schatzsuche geht, kann sich auf Hesses Spuren zum Geochaching aufmachen. Und wer die Inszenierung liebt, lauscht einer Bauernmagd, die auf den Wegen Mia Hesses durch Gaienhofen führt. Auch Hesses zweites Gaienhofener Wohnhaus, das selbstgebaute, in dem er von 1907 bis 1912 lebte, kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Heute wird es als „Hermann-Hesse-Haus“ geführt, bei Touren durch Haus und Garten erfährt man Interessantes zur Lebensreform. Diese Zeitströmung war es, die Hesse bewegte, aufs Land zu ziehen und sich mit seinem großen Garten selbst zu versorgen. Im Mittelpunkt steht hier seine Ehefrau Mia.

Abstecher in die Mongolei
Nicht alles am Untersee dreht sich um Hesse. Am Allensbacher Bodenseeufer lockt ein liebevoll kuratiertes Literaturmuseum: In der früheren Wohnung des Schrankenwärters im Bahnhof ist eine Ausstellung über den Schriftsteller und Maler Fritz Mühlenweg zu sehen. Berühmt machten ihn seine Expeditionen in die Mongolei, der Roman „Auf geheimer Mission durch die Wüste Gobi“ avancierte in den 1950er Jahren zum Bestseller.

Wahlheimat eines frühen Literatur-Popstars
Geradezu enthusiastisch feierten die Leser bereits Mitte des 19. Jahrhunderts Joseph Victor von Scheffel. Der gebürtige Karlsruher zog nach Radolfzell an den Untersee, genauer in sein „Scheffelschlösschen“ auf der idyllischen Halbinsel Mettnau. Dort werden die Teilnehmer einer besonderen Führung begrüßt, die den Dichter und Zeichner in seiner Zeit erlebbar macht. Scheffels berühmtester Roman war der „Ekkehard“, der auf dem nahen Vulkanberg Hohentwiel spielt und 1855 veröffentlicht wurde.

Buchkunst bis heute
Ganz bestimmt wurden auch Scheffels Werke noch von Hand gebunden. Eine selten gewordene Kunst, die man auf der Schweizer Seite des Untersees studieren kann. Im Erdgeschoss des Bodman-Literaturhauses in Gottlieben findet sich die Handbuchbinderei Hennings. Bei Führungen und Workshops lernen Teilnehmer mehr und dürfen selbst Hand anlegen. An das Buch – und damit auch an die Literatur.

Informationen:
Tourismus Untersee, Im Kohlgarten 2, D-78343 Gaienhofen, Tel. +49 7735 91 90 55, Fax +49 7735 91 90 56, info@tourismus-untersee.eu oder im Internet unter www.tourismus-untersee.eu.

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